Geheimnisse. Wie viel sollte man von sich preisgeben? Ich glaube so viel, dass andere einen verstehen, sich Bänder knüpfen können, man einander vertraut. Aber nicht unbedingt alles. Damit der Schatz beschützt bleibt, den man in sich trägt. Damit er noch genügend Raum hat, sich zu entfalten.
Ein norwegischer Schriftsteller, den ich sehr schätze, Lars Saabye Christensen, erzählte mir einmal, dass ihm Leser auf der Straße in Oslo manchmal Fragen zu den Hauptfiguren seiner Romane stellen – und er sie nicht beantwortet. »Ich möchte, dass ein Roman Geheimnisse hat«, sagt er ihnen dann. »Aber wenn Sie sehr aufmerksam lesen, werden Sie die Antworten finden.«
Als Schriftsteller sei es seine Verantwortung, auf seine Geschichten aufzupassen, sagt Christensen, und auch, dass nur ein einziger Satz einen Roman ruinieren könne. Für Geschichten gilt, was für Pakete gilt, in denen etwas sehr Wertvolles transportiert wird: Achtung, zerbrechlich! Man sollte sorgsam mit ihnen umgehen.